Modelleisenbahnclub 01
Münchberger
Eisenbahnfreunde e.V.

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Die fränkische Höllentalbahn im Modell

 

Zwischen Kanzelfels- und Kesselfelstunnel dampft eine 93er am Kraftwerk vorbei - Bild ist retuschiert - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Zwischen Kanzelfels- und Kesselfelstunnel dampft eine 93er bergwärts am Kraftwerk vorbei.

Neben unseren MEC 01 Ausstellungsanlagen betreuen wir auch noch eine weitere Modellbahnanlage: Es handelt sich um die "Höllentalbahn" im Informationszentrum Blechschmidtenhammer des Naturparks Frankenwald. Sie befindet sich im ehemaligen Bahnhof Lichtenberg an der längst zurückgebauten Eisenbahnverbindung Marxgrün - Blankenstein.

Träger des Info-Zentrums ist der Naturpark Frankenwald e.V.. Er wurde als Verein 1973 durch einen Zusammenschluss der Landkreise Hof, Kronach und Kulmbach gegründet. Seine Aufgaben sind neben der Tourismusförderung in dieser Region vor allem landschaftspflegerische Maßnahmen, der Ausbau von Wanderwegen sowie der Naturschutz. Es handelt sich um einen der jüngsten, jedoch auch einen der größten bayerischen Naturparks.

Im Jahre 1986 konnte der Naturpark Frankenwald im damals abrissbedrohten Bahnhofsgebäude Lichtenberg eine Informationsstelle einrichten. Der leer stehende Bahnhof war als Ausstellungsgebäude für solche Zwecke geradezu prädestiniert. Man wollte den Besuchern die vielfältigen geschichtlichen und wirtschaftlichen Verflechtungen nahebringen, die zwischen Lichtenberg und dem thüringischen Nachbargebiet vor der Grenzziehung bestanden hatten. Die ehemalige Höllentalbahn war ja über viele Jahrzehnte hinweg eine wichtige Verkehrsader, die die Menschen in beide Regionen eng miteinander verband.

Das in thüringischer Fachwerkbauweise errichtete Bahnhofgebäude wurde 1986 und 2012 mit viel Aufwand renoviert. Im Inneren des Gebäudes befindet sich seitdem eine Ausstellung aus vielen Bilddokumenten über diese Region. Viele der historischen Fotos erinnern an die ehemalige Höllentalbahn und an die Grenzanlagen der DDR, von denen längst nichts mehr zu sehen ist. Vor dem Bahnhofsgebäude steht als Blickfang eine Zuggarnitur, bestehend aus zwei "Donnerbüchsen", einem historischen Güterwagen sowie einer ausrangierten Dampfspeicherlokomotive der benachbarten Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal in Blankenstein (ZPR). Die Dampfspeicherlok, es handelt sich um die Lok 3 der ZPR (Cfl; Babelsberg 1969/219189; FLC - 92061), wurde dem MEC 01 Münchberg als Denkmallokomotive überlassen. Als Geschenk zum Tag der Deutschen Einheit 1993 wurde die Lok in Anwesenheit des Europa-Abgeordneten Herrn Köhler, des stellvertretenden Landrats Herrn Gruber, des Hofer Kreisbaumeisters Herrn Dietel, des Leiters des Naturparks Frankenwald und der beteiligten Bürgermeister von den Vertretern der Papierfabrik offiziell übergeben (s.u.).

Lok 3 der ZPR - Foto: Roland FraasDie Hauptattraktion für die Besucher ist jedoch die 12m lange Modellbahnanlage, die den Verlauf der ehemaligen Höllentalbahn entlang des Selbitztals zwischen den Stationen Lichtenberg und Hölle zeigt.

Im Jahre 1993 wurde dem MEC 01 vom Naturpark Frankenwald die Betreuung der Anlage übertragen. Die Anlage selbst wurde zwar schon 1986 erbaut, sie befand sich jedoch bis zu diesem Zeitpunkt in unfertigem und verwaistem Zustand: Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme sind seither viele Veränderungen vorgenommen worden. Alle Gleise im verdeckten Bereich sowie der nicht funktionsfähige Schattenbahnhof wurden entfernt und als zweigleisige Strecke mit Blockstellenbetrieb wieder aufgebaut. Nachdem die Bahn wieder funktionsfähig war, konnten wir nun daran gehen, die Landschaft zu überarbeiten. Es wurden ca. 900 HEKI-Bäume gefertigt und eingepflanzt, ca 20 Gebäude, der Teufelssteg sowie die Uhu-Felsen entstanden im Eigenbau. Sie wurden anhand von Originalfotos nachgebaut und in die Anlage eingefügt. In der Zwischenzeit sind fast alle großen Gebäude angefertigt worden, wie z.B. der Gasthof "Blechschmiedenhammer" in der Nähe des Bahnhofes Lichtenberg sowie der Gasthof "König David" in Hölle.

Parallel zu den landschaftsgestalterischen Maßnahmen wurde die Anlage auch mit neuer Technik bestückt. Mittlerweile laufen ständig sechs Zuggarnituren im selbsttätigen Blockstellenbetrieb, um dem Besucher einen abwechslungsreichen Modellbahnbetrieb zu bieten. Eine 86er rollt durchs Höllental - Foto: Volker Seidel, MünchbergEine elektronische Regelung sorgt dafür, dass die Züge langsam in den Bahnhöfen zum Stehen kommen und nach einem kurzen Aufenthalt vorbildgetreu wieder anfahren. Um größere Schäden bei eventuellen Kurzschlüssen oder Entgleisungen zu vermeiden, wird die Modellbahn von einer Zeitschaltung überwacht. Nach 8 Minuten Stillstand wird die Stromversorgung selbsttätig unterbrochen.

Die Zuggarnituren zeigen dem Vorbild entsprechend Zusammenstellungen aus Personen- und Güterzügen, wie sie in den dreißiger Jahren häufig auf dieser Bahnlinie unterwegs waren. Alle Züge laufen als feste Garnituren; zwecks besserer Stromaufnahme sind alle Achsen des Zuges mit Stromabnahme versehen. So wird auch bei hoher Luftfeuchtigkeit oder stärkerer Oxidverschmutzung der Gleise ein störungsfreier Betrieb gewährleistet.

Auch die Wartung der Modellbahnanlage erfordert einigen Aufwand. Jede der Zuggarnituren hat eine monatliche Fahrleistung von rund 50 km. Da auch die kleinste Störung zum Stillstand der Anlage führen kann, müssen ständig die Achsen gereinigt werden sowie die Getriebe und Motoren überprüft werden.

Die 1901 fertiggestellte Nebenbahn von Blankenstein nach Marxgrün war Teil der 68 Kilometer langen Eisenbahnverbindung Triptis - Marxgrün. Ihren Namen Höllentalbahn erhielt sie vom gleichnamigen felsigen Abschnitt des Selbitztales, den sie durchquert. Die Teilung Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg brachte das Aus für die durchgehenden Züge Richtung Osten. Nach den letzten (Truppen-)Transporten im Juli 1945 teilte der Eiserne Vorhang unmittelbar hinter dem Bahnhof Lichtenberg auf Höhe der Muschwitzbrücke die Strecke in zwei Teile. In der "Ostzone" (später Deutschen Demokratischen Republik) wurde die Strecke bis zum Bahnhof Blankenstein rückgebaut, und als Stichbahn von Lobenstein aus weiter betrieben. Auf westlicher Seite wurde der Abschnitt Lichtenberg - Marxgrün, nachdem sich ein Museumsbahnprojekt zerschlug, bis zur Ladestelle Wiede (zwischen Hölle und Marxgrün) stillgelegt und erst 1982 rückgebaut. Unvergessen ist die letzte Fahrt von Lichtenberg nach Marxgrün, die der Webmaster auf der Rangiererbühne einer V 60 (260 248-0), die einen Abbauzug bespannte, erleben durfte. Die Trasse ist im Jahr 2008 noch voll erhalten und (noch) nicht überbaut. Die Initiative Höllennetz bemüht sich nach wie vor um die Reaktivierung der Verbindung von Hof über die Höllentalbahn nach Lobenstein. Der Abschnitt Blankenstein - Lobenstein wird von der DB AG, auch noch im Güterverkehr, befahren.

 

Impressionen der Anlage ...

Eine 93er rollt mit einem Personenzug nach Saalfeld in  den Bahnhof Hölle - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Eine 93er rollt mit einem Personenzug nach Saalfeld in den Bahnhof Hölle.

 
Eine 93er kommt mit einem Güterzug in Hölle zum Stehen - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Am Selbitzstau (fürs Kraftwerk) "rumpelt" eine 86er in Richtung Teufelssteg.
(Die 86er und weitere Garnituren sind die Spende eines Berliner Eisenbahnfreundes.)

 
Richtung Hölle ist eine andere "Mikado" bergwärts unterwegs - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Richtung Hölle ist eine andere "Mikado" bergwärts unterwegs.

 
Für eine defekte 93er kommte eine 91er ins Höllental. Gleich poltert sie in den Kanzelfelstunnel - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Für eine defekte 93er kommte eine 91er ins Höllental. Gleich poltert sie in den Kanzelfelstunnel.

 
Nur wenige Meter weiter rollt sie in den Bahnhof von Lichtenberg - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Nur wenige Meter weiter rollt sie in den Bahnhof von Lichtenberg.

 
Lichtenberg Ladestraße - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Auch im Bahnhof Lichtenberg wird fleissig gearbeitet.

Der MEC 01 betreut die Höllentalbahn ehrenamtlich. Die Mittel für den Weiterbau sowie die Instandhaltung erhalten wir nur durch Spenden. Diesem Zweck dient der eigens hierfür angebrachte "Spendenbriefkasten" unter der Schlußlaterne.

Das Info-Zentrum im alten Bahnhof Lichtenberg ist leicht zu finden. Von Lichtenberg (Nähe Bad Steben) sind es nur zwei Kilometer bis Blechschmiedenhammer. Öffnungszeiten: Ende März bis Ende Oktober sowie über Weihnachten (vom 21.12. bis 06.01.) täglich von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, Spenden sind aber jederzeit willkommen!

 

... und der Dampfspeicherlok 3

Foto: Roland Fraas
Foto: Jan Bulin

Am 11.09.1993 stand die Dampfspeicherlok 3 noch im unteren Schuppen ihrer ehemaligen Wirkungsstätte, der Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal in Blankenstein. Auf dem 2. Bild ist die Situation am 19.08.2019 abgebildet. Fast kein Stein bleib auf dem Anderen!

 
Foto: Roland Fraas

Kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit 1993 ging die Lok auf ihre letzte Reise. Mit Hilfe der Firma Klug wurden die fehlenden Meter zwischen dem Gleisende in Blankenstein und dem Gleisstutzen am Lichtenberger Bahnhof überbrückt.

 
Foto: Roland Fraas

Mit einer kleinen Feier am 03.10.1993 wurde die Lok von den Vertretern der Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal ihrer Bestimmung als Museumslok übergeben. In der Zwischenzeit wurde sie neu lackiert und wieder mit Schildern ausgerüstet.

Text: Dieter West, Volker Seidel
Fotos: Volker Seidel (9), Roland Fraas (4), Jan Bulin (1)
Letzte Überarbeitung 10.01.2024
© Volker Seidel - MEC 01 Münchberg e.V.


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