Modelleisenbahnclub 01
Münchberger
Eisenbahnfreunde e.V.

MEC-Logo


 

"Krach im Garten"
Sound für den VT 137 532

 

Sound für den VT 137 532 -  - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Auf dem Fotogleis steht der VT 137 532 von Modellbau Frey, Seifhennersdorf. Der unter der Artikelnummer 22402 angebotene Triebwagen verfügt über gute Fahreigenschaften, eine ansprechende Detailierung und kann aufgrund seiner Decoderschnittstelle schnell mit einem passenden Sounddecoder ausgerüstet werden. Um eine vorbildorientierte Geräuschkulisse zu erzeugen - mit der der T 42 des DEV noch heute aufwarten kann (Foto unten) - bedarf es allerdings ein wenig Arbeit. Volker Seidel hat den VT mit einem ESU LokSound XL V4.0 mit "Vier-Gänge-Motorsound" ausgestattet.
Alle Bilder gibt es in GROSS als Lightbox, bitte Bilder anklicken.

 

Vier Gänge und den Sound dazu ...

Wer schon einmal mit dem T 42 des Deutschen Eisenbahn-Vereins in Bruchhausen-Vilsen unterwegs war und dem Triebwagenführer über die Schulter geschaut hat, weiß, dass er am Messestand von Wolfgang Frey nicht vorbeikommt. Wenn dort der VT 137 532 in seiner schmucken cremeroten Farbgebung mit anderen Modellen um die Wette "strahlt" ist es meist um den Hobbyeisenbahner geschehen.

Sound für den VT 137 532 - T 42 des DEV am 8. August 2010 - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Das Vorbild

Um der zunehmenden Konkurrenz mit Omnibussen wirksam zu begegnen und die Fahrzeiten zu verkürzen, beschafften die Franzburger Kreisbahnen für ihr 1000 mm Streckennetz 1935 und 1939 zwei baugleiche Triebwagen. Hersteller war die auf dieselmechanische Triebwagen mit Unterflurmotor spezialisierte Waggonfabrik Dessau. Beide Triebwagen wurden 1949 von der Deutschen Reichsbahn übernommen und als VT 137 531 und 532 in das Nummernsystem eingereiht. Aus Mangel an Ersatzteilen baute man den VT 137 531 zu einem Beiwagen um, der VT 137 532 hingegen war bis zum 3. Januar 1971 auf seiner Stammstrecke im Einsatz.
Nach einer Spendenaktion 1974 - für 12.000,- DM - konnte er vom DEV erworben und in die Bundesrepublik Deutschland überführt werden. Seither ist er als T 42 auf der Museumseisenbahn Bruchhausen-Vilsen - Asendorf (DEV) zu Hause. Vorbildlich restauriert ist der VT dort mit acht weiteren Fahrzeugen der ehemaligen FKB im Betrieb zu erleben. Der im Original mit einem Sechszylinder Motor und Mylius-Getriebe ausgerüstete Triebwagen verfügt über die Achsformel (1A)'(A1)'. Die Antriebsart wird auch als dieselmechanisch bezeichnet.

Das Modell

Das Modell entstand in der bewährten Mischbauweise, das Gehäuse ist aus verschiedenen Kunststoffteilen gefertigt, filigrane Anbauteile wie Scheibenwischer, Griffstangen und Trittbretter hingegen bestehen aus Messing-Feinguss. Beide Drehgestelle werden durch Schneckengetriebe mit je einem 6 W Glockenankermotor angetrieben, die Rahmen der Antriebsblöcke werden aus Metall hergestellt. Die Radsätze aus Edelstahl laufen in Messing-Gleitlagern, die Stromabnahme erfolgt durch alle Achsen. Aufwändig gestaltet ist auch die Bodengruppe mit dem nachgebildeten Dieselmotor und den entsprechenden Aggregaten. Die Inneneinrichtung und die Farbgebung entsprechen dem Einsatzzustand ab 1959 bis zur Außerdienststellung bei der DR. Vorbildgerecht ist der Triebwagen mit einem Mittelpuffer und einer Schraubenkupplung ausgerüstet. Sound für den VT 137 532 - Triebwagen zum Einbau fertig - Foto: Volker Seidel, MünchbergDie Stirn- und Innenbeleuchtung erfolgt durch LED, das Modell wird für analogen Fahrbetrieb ausgeliefert, zum Decoder oder Soundmoduleinbau sind eine entsprechende Schnittstelle und bereits vorgesehene Einbauräume vorhanden. Das Modell kann wahlweise auch zum Anbau einer Großserienhakenkupplung vorbereitet werden.

Welcher Decoder?

Zwischenzeitlich ist der Markt an Sounddecodern schon fast als unübersichtlich zu bezeichnen. Dort tummeln sich u.a. QSI, MRC, Phoenix, Tsunami, Tams, CT-Elektronik, Massoth, Dietz/Uhlenbrock, Piko, MLGB, Zimo oder ESU wobei alle für große Spurweiten (zwei Motoren) geeignet sind! Jeder dieser Decoder hat seine Vor- und Nachteile und somit bleibt es dem geneigten Leser überlassen für welchen Hersteller er sich entscheidet. Da ich ein schnelles Programmieren und die Möglichkeit, eigene Sounds zu kreieren, bevorzuge, habe ich mich zum Einbau von ESU Decodern entschlossen. Der von ESU hierzu angebotene LokProgrammer verfügt über eine grafische Programmieroberfläche und ist für alle Spurweiten einsetzbar. Zwischenzeitlich gibt es die aktuelle Version LokProgrammer 4 (Version 4.4.16), die für das Soundprojekt "Vier-Gänge-Motorsound" zum Einsatz kam.

Warum ein eigener Sound?

Sound für den VT 137 532 - Poti - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Als ehemaliger "Vollspurbahner" versuche ich meine Modelltriebfahrzeuge mit realistischen Geräuschen auszustatten. Bei Dampflokomotiven ist dies relativ einfach, schwieriger wird es bei Brennkrafttriebfahrzeugen oder Triebwagen, wie dem VT 137 532, ist doch das Original mit dieselmechanischer Kraftübertragung ausgerüstet. Ergo muss auch mein VT mit einem "Mylius-Getriebe" aufwarten können. Durch persönliche Inaugenscheinnahme, alte Filme oder YouTube-Videos machte ich mir ein Klangbild vom VT 137 532, um dies in meinem ESU Soundprojekt umzusetzen. Die seit 2011 auf dem Markt befindliche Version 4.0 erlaubt es auch, komplizierte Motorgeräusche realitätsnah wiederzugeben. Die unter www.esu.eu/ zum Download angebotenen Projektdateien bieten eine gute Grundlage, um eigene Projekte zu verwirklichen. In der GartenBahn 1/2011 habe ich die Erstellung und Bearbeitung eigener Soundfiles mit dem Programm WaveEditor und SoundTrax beschrieben. Die Freeware Audacity leistet genauso gute Dienste bei der Erstellung eigener Soundfiles im wav-Format.

Der Decodereinbau

Da die "Frey-Schnittstelle" auch den Stecker zur Trennung von Unter- und Oberteil des VT aufnimmt - diese ist auch im "Motorblock" eingebaut - ist der unter dem Wagenboden zur Verfügung stehende Platz nicht gerade üppig. Er ist aber ausreichend, um einen ESU LokSound XL und einen 40 mm 8? Lautsprecher unterzubringen. Zur Lautstärkereglung - hierfür ist der ESU Decoder mit Lötpads ausgerüstet, an die ein 100 k? Piher PT 10 LV, (erhältlich bei Conrad [Bestell-Nr: 430897] oder Reichelt Elektronik) angeschlossen werden kann - wurde ein Miniatur-Trimmer in die Motorattrappe eingebaut. Den Anschluss usw. entnehmen sie bitte der ESU-Anleitung oder dem in der GartenBahn 2/2015 erschienen Artikel "Schneller Sound."! Nach dem Einbau wird der Miniatur-Trimmer mit etwas mattschwarzer Farbe unsichtbar gemacht. Wer die "Frey-Schnittstelle" ausbaut und den Anschluss des Gehäuseoberteils direkt an den Decoder verlegt, verfügt über einen größeren Einbauraum. Dieser kann für einen größeren Lautsprecher verwendet werden. Bitte die Einbauhöhe beachten! Nach Abschluss der Verdrahtung, die Farbcodierung ist der Betriebsanleitung des VT zu entnehmen, steht dem Wiedereinbau der Motorattrappe nichts mehr im Wege. Lautsprecher und Decoder sind mit Schrauben am Kunststoffgehäuse befestigt. Beim Einbau ist darauf zu achten, dass der Decoder den Metallrahmen des VT nicht berührt. Sicherheitshalber kann der Rahmen an der passenden Stelle mit Klebeband isoliert werden.

Sound für den VT 137 532 - Decodereinbau - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Der LokProgrammer

Sound für den VT 137 532 - Fahrablauf - Foto: Volker Seidel, Münchberg

Mit Einführung des LokProgrammer 4 hat ESU die Handhabung des LokProgrammer neu aufgebaut. Die Grundfunktionen sind mit dem LokProgrammer 2 vergleichbar. Das hierzu erschienene Handbuch erklärte die Funktionen gut und auch der Aufbau eines Sounds konnte nach kurzer Einarbeitungszeit verstanden werden. Leider gibt es zum LokProgrammer 4 bisher kein Handbuch und der User ist auf seine Erfahrungen in der Programmierung von Soundprojekten angewiesen. Während die Einstellungen der Grundfunktionen aufgrund der grafischen Oberfläche unkompliziert sind und mithilfe von Schiebereglern usw. schnell erledigt werden, nimmt die Einstellung weitere Funktionen der aktuellen Decodergeneration etwas mehr Zeit in Anspruch. Der LokProgrammer 4 hilft, z.B. die neuen Decoderfunktionen "K slow" und "I slow", die die Langsamfahreigenschaften der Lokomotiven deutlich verbessern oder die Einstellung der CV'en 249/250, die die Dampfausstöße bei höheren Geschwindigkeiten optimieren, schneller einzustellen. Die Betriebsanleitung zum ESU Decoder gibt hierzu gute Tipps. Der Soundaufbau der 4. Generation ist vollständig neu gestaltet worden. Die dem Sound zugrundeliegenden Soundfiles liegen weiterhin im wav-Format vor. Der Aufbau des Sounds wurde aber grundlegend verändert. Die Lokgeräusche sind jetzt im Fahrablauf interlegt (Bild oben). Es ist möglich mehrere Fahrabläufe zu speichern, um z.B. einen Big Boy mit zwei, Zweizylindertriebwerken auszustatten oder zweimotorige Dieselloks auch - im Sound - mit zwei unabhängig arbeiteten Motoren auszurüsten. Der ESU Decoder der 4. Generation kann es und der LokProgrammer implementiert es: Das Soundfile für eine Motorsequenz kann jetzt in viele Einzelschritte zerlegt und gespeichert werden und ermöglicht so einen weitgehend realistischen Motorsound. Das "alte Übel", dass eigene, lange Soundfile noch nicht vollständig abgespielt wurde und der Motor (das Fahrzeug) schon wieder steht, gehört damit der Vergangenheit an. Im ESU Downloadbereich gibt es eine Vielzahl an Soundbeispielen. Der Bereich Schmalspur kommt dabei aktuell allerdings noch etwas zu kurz.

Mylius-Getriebe

Der VT 137 532 ist im Original mit einem kompakten mechanischen Schaltgetriebe, dem Mylius-Getriebe, ausgerüstet. Die Kraftübertragung erfolgt über vier Zahnradpaare, die jeweils mechanisch geschaltet und hydraulisch eingekuppelt werden. Die Schaltcharakteristik unterscheidet sich erheblich von einem hydraulischen Voith Getriebe mit Wandler-Kupplung-Kupplung, wie es z.B. in einer Köf II Verwendung findet. Beim (An-)Fahren wählt der Triebwagenführer den Gang vor und schaltet, nachdem der VT beschleunigt hat, immer weiter hoch. Die Motordrehzahl sollte allerdings nach jedem Schaltvorgang wieder im Leerlauf beginnen. Somit ist klar, dass nicht einfach ein "handelsüblicher" Sound heruntergeladen werden kann, um den VT mit einer passenden Geräuschkulisse auszustatten.

Vier-Gänge-Motorsound

Nachdem das Lastenheft für das zukünftige Soundprojekt stand - mechanisches Getriebe, vier Gänge, hochdrehender Dieselmotor - wurden alle passenden Projektdateien auf Eignung überprüft. Schnell stellte sich heraus, dass nicht alles neu gemacht werden musste, sondern auf die Grundstruktur der Projektdatei 56502 (VT 69) zurückgegriffen werden kann. Als nächstes wurde ein Grundgerüst geschaffen und die passenden Geräusche ausgewählt, überarbeitet und dem zukünftigen Aufgabengebiet zugewiesen. Mit Hilfe der im Fahrablauf integrierten Container wurde ein realistisches "Schaltbild" für das Getriebe und den Motorhochlauf entwickelt und die jeweiligen Dateien hineinkopiert. Die grafische Programmierung zeigt dann schnell Schwachstellen im Fahrablauf auf. Nachdem die Zustände: "Anlassen", "Leerlauf", "Blubbern" (eine meiner schönsten Kreationen - der Triebwagen rollt bereits - es ist eingekuppelt, aber noch fehlt es an Leistung), "1. Gang bis Vollgas" usw. mit den passenden Übergängen versehen sind, steht einer ersten Testfahrt nichts mehr im Wege. Neu beim LokProgrammer 4 ist die grafische Programmierung. Auch ohne IT-Diplom lassen sich mit etwas Übung gute Ergebnisse erzielen. Die Arbeit mit der Vorgängerversion LokProgrammer 2 ist von Vorteil. Im Screenshot links ist der Fahrablauf des Projektes "Vier-Gänge-Motorsound" abgebildet. Die "auf"- und "ab"-Werte sind den Schaltstufen anzupassen, damit das fiktive Getriebe auch richtig schaltet.

Quellen:

· Deutscher Eisenbahn-Verein, Bruchhausen-Vilsen - Beschreibung zum T 42 - www.museumseisenbahn.de
· Modellbau Frey, Seifhennersdorf - Beschreibung VT 137 532 (Artikelnummer: 22402) - www.eisenbahn-fleischer.de/
· ESU LokSound XL V4.0 Einbau- und Betriebsanleitung, 6. Auflage, November 2013 - www.esu.eu/
· GartenBahn 1/2011, 2/2015 - www.gartenbahn.de
· Mylius Getriebe - wikipedia.org/wiki/Mylius-Getriebe (Abgerufen am 07.02.2015)

Letzte Überarbeitung 11.03.2018
Text und © Volker Seidel - MEC 01 Münchberg e.V.
Bilder: Volker Seidel
Dieser Umbaubericht ist auch in der GartenBahn 3/2015 erschienen!


[Home] [MEC 01] [Termine] [Aktuelles] [Chronik] [Medienabende] [Vereinsanlage] [Höllentalbahn] [Ausstellungsanlagen] [Handhebeldraisine] [Bild- und Textbeiträge] [Bildergalerien] [V 100 Bilder] [Geschichte der V 100 1023] [Daten der V 100 1023] [Köf II 323 871-4] [Kö II 310 914] [Linktipps] [MEC 01 Shop] [Mitglied werden] [P@stwagen] [Impressum] [Datenschutz]