Modelleisenbahnclub 01
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Der Schienenbus
Viele Jahre waren sie bei uns in Oberfranken daheim, die Schienenbusse der Reihe VT 98. Jetzt kann jeder Liebhaber der "Roten Brummer" mit seinem Modell durch den Garten dieseln: Bei Piko gibt's den Schienenbus in Spur G (Bild 1: VT im Auslieferungszustand!). Das Modell ist werkseitig nur mit einem beleuchteten LED-Dreilichtspitzensignal mit Lichtwechsel (weiß-rot) ausgestattet, wie das geändert werden kann beschreibt mein Umbaubericht. Alle Bilder auf dieser Seite gibt es als Lightbox: Bitte Bilder anklicken! |
"Das Vorbild"
Das Vorbild des Piko VT 98 wurde als VT 98 9730 1960 bei der MAN in Nürnberg unter der Fabriknummer 145121 gebaut. Die offizielle Abnahme fand am 23.06.1960 statt und die erste Beheimatung erfolgte im Bw Giesen. Mit der Einführung der Computerbeschriftung 1968 hat man den VT 98 9730 in 798 730-8 umgezeichnet! Am 31.03.1989 hatte der Triebwagen ausgedient und wurde bei der DB ausgemustert. Der Schienenbus ist nicht zerlegt, sondern aufgearbeitet worden und konnte an die TCDD Türkiye Cumhuriyeti Devlet Demiryollan (Türkische Staatsbahn) verkauft werden. In der Türkei kam er mit der Betriebsnummer Rm 3002 zum Einsatz. Viele weitere Informationen zum VT 98 finden Sie auf den Seiten: www.roter-brummer.de, von der auch diese Informationen stammen.
"Der Umbau"
Ausgeliefert wird der Piko VT 98 in einer stabilen Styropor®-Verpackung, in der der Trieb- und der Steuerwagen sicher aufgehoben sind. Gleich nach dem Auspacken kann man es feststellen: Piko ist mit dem VT 98 ein sehr schönes Modell gelungen, bei dem das Preis-Leistungs-Verhältnis auf alle Fälle stimmt (Der Digitalumbau mit original Piko Komponenten geht dann allerdings ganz schnell ins Geld!). An beiden Fahrzeugen ist jeweils die aufeinander zeigende Fahrzeugseite mit einer Kupplung ausgerüstet (zwei weitere liegen zum Nachrüsten bei), wobei nur der Triebwagen mit einer Stromabnahme ausgerüstet ist. Der Steuerwagen erhält seine "Energie" über zwei Verbindungsleitungen, die mit Microstecker versehen sind und jeweils in Trieb- und Steuerwagen einzustecken sind. Diese Verbindung ist zwar sicher, aber Kinder – und nicht nur die – haben erhebliche Probleme, die kleinen Stecker in die hierfür vorgesehen Kupplungen (diese verstecken sich unter den beweglichen Luftschläuchen) einzustecken! Der werkseitig eingebaute Lichtwechsel erkennt nicht, dass ein Steuerwagen angekuppelt ist und somit leuchtet das Dreilichtspitzensignal oder die rote Schlussbeleuchtung im Triebwagen auch bei angehängtem Steuerwagen. Mit dem folgenden Umbau wird dieser Fehler behoben. Beide Fahrzeuge sind für Innenbeleuchtung, die es bei Piko als Zubehör gibt, vorgesehen. Ebenfalls als Zubehör gibt es einen Digitaldecoder (Piko lastgeregelter Multiprotokolldecoder 36120 - baugleich mit Dietz DLE 2M) und den dazu passenden Soundkit (Anschluss über SUSI-Schnittstelle). Im folgenden Beitrag zeige ich auf, wie der Piko VT 98 mit einem ESU LokSoundXL V3.5 Decoder (dieser ist wesentlich preiswerter!) ausgestattet werden kann und wie mit ein wenig Farbe die Inneneinrichtung optimiert wird. Alles in allem eine nette Bastelei, die allerdings mehrere Stunden Zeit in Anspruch nimmt. Der Umbau beschreibt die Optimierung des Triebwagens und kann ohne weiteres für den Steuerwagen übernommen werden. Am Steuerwagen VS 98 sind keine Änderungen an der Elektrik notwendig, die Stromversorgung erfolgt weiterhin über die Verbindungsleitungen, lediglich die Innenbeleuchtung und das Farbfinish sind analog dem VT auszuführen.
Nachdem der Triebwagen zerlegt ist, dies ist in der Beschreibung ausführlich dargestellt, kann mit dem Umbau begonnen werden. Als erstes habe ich die LED-Platinen und die Steckerplatinen aus dem Gehäuse gezogen. Hierzu benötigt man etwas Fingerspitzengefühl, damit die LED’s keinen Schaden nehmen. Dabei muss das Gehäuse von der Inneneinrichtung (blau) getrennt werden, nach dem Abspreizen der Seitewände ist dies leicht möglich. Vorsicht ist beim Ausbauen des Spitzenlichtes angesagt. Dieses muss vorab ganz vorsichtig aus seiner Halterung gezogen werden und die Anschlussleitungen sind aus der Frontscheibe auszuklipsen, danach kann der gesamte Leitungsstrang mit den Platinen und der Inneneinrichtung entnommen werden. Alternativ ist die Zuleitung zu den LED's der Spitzenlichter abzulöten um diese nicht ausbauen zu müssen, damit erspart man sich den sehr schwierigen Wiedereinbau der LED's! Um den VT 98 mit abschaltbarem Spitzenlicht auszurüsten, ist ein Umbau der LED- und Steckerplatinen (Bild 3) auf der Kuppelseite vorzunehmen. Hierzu wird die vierpolige Leitungsverbindung zwischen LED-Platine und Steckerplatine getrennt und eine neue vierpolige Leitung zwischen LED-Platine und dem Decoder eingebaut (es werden nur drei Adern belegt). Die bauseits vorhandene vierpolige Leitung wird mit der Steckerplatine verbunden. Bild 3 zeigt die Farbcodierung der neuen Leitungsverbindung. Achtung: Die Farbcodierung der original eingebauten Leitung wechselt zwischen der LED-Platine und der Steckerplatine die Farben gelb und weiß, dies muss beim Anlöten der neuen Leitung berücksichtig werden. Die Bilder 3 + 4 zeigen den Anschluss an der LED-Platine und am Decoder. (Alle Bilder gibt es als Lightbox - bitte anklicken!)
Da ich bereits mehrere Lokomotiven (in H0e, H0 und IIm) mit ESU LokSound Decodern im Einsatz habe und vor allem mit dem LokSoundXL V3.5 gute Erfahrungen machen konnte, entschied ich mich, auch diesen Decoder in den VT 98 einzubauen. Nach Ausbau der Diodenplatine – diese wird im Decoderbetrieb nicht benötigt – ergibt sich eine Einbaufläche, die allerdings nur für den Piko-Decoder 36120 - baugleich mit Dietz DLE 2M (Dietz/Uhlenbrock) genügend Platz bietet. Um den LokSoundXL V3.5 am gleichen Platz einbauen zu können, muss aus der Inneneinrichtung ein Stück ausgeschnitten werden. Dies stellt mit einer Kleinbohrmaschine mit Kreissäge kein Problem dar. Der Ausschnitt kann später mit einem schwarzen Klebestreifen auf dem Decoder kaschiert werden (Bild 5 - Klebestreifen unten links neben Lokführerfigur!). Um den Decoder fest einzubauen, ist einseitig eine neue Auflage zu konstruieren. (Um ohne Sägearbeiten auszukommen kann der Decoder auch einfach von unten ins WC geschoben werden, allerdings muss dann auf die Beleuchtung des WC's verzichtet werden!) Der Anschluss ist, wie auf Bild 4 zu sehen, herzustellen. Die Anschlüsse für Licht hinten und Licht vorne sind wie in der Decoder-Anleitung ausgeführt, anzuklemmen. Die LED-Platine auf der Kuppelseite erhält ihre "Energie" über die Ausgänge AUX 1 + 2, die Innenbeleuchtung über AUX 3. Der Decoder ist entsprechend zu programmieren: Z.B. F0 Licht Triebwagen vorne/Steuerwagen hinten ein/aus – F5 Licht Triebwagen Kuppelseite ein/aus – F7 Innenbeleuchtung ein/aus (CV 113/114/115/116/117 auf Wert 15, CV 171 auf Wert 8, CV 174 auf Wert 4, CV 183/186 auf Wert 16). Der Lichtwechsel rot/weiß wird automatisch durch die Dioden auf den LED-Platinen generiert. Mit dem ESU-LokProgrammer kann die Programmierung schnell durchgeführt werden. Der original ESU Sound für den VT 98 ist richtigerweise für ein Fahrzeug mit Schaltgetriebe programmiert. Allerdings ist der "Hochlauf" der Motordrehzahl und die "Weiterschaltung" der Gänge nicht optimiert. Der von ESU bisher angebotene original VT 98 Sound beinhaltet einen weiteren Fehler: Der Triebwagen quietscht beim Bremsen (Klotzbremse!). Bei einem Fahrzeug mit Scheibenbremsen eher unwahrscheinlich! Im seit Januar 2009 erhältlichen ESU Sound 52554-LSXLV35-Diesel-VT98.esu ist dies verbessert worden, trotzdem handelt es sich eher um einen VT 95 (ein Motor), als um einen VT 98 (im Original zwei mal Büssing U 10 Unterflurmotoren mit je 150 PS). Gleichzeitig verfügt der Decoder über einen Sound zum automatischen Öffnen und Schließen der Türen; dies entspricht auch nicht einem Fahrzeug des Jahres 1965. Die jeweiligen Slots im Decoder sind zu löschen, bzw. mit neuen Sound Files zu bespielen (z.B. mit einer Glocke)! Bis zur Einführung des neuen Signalbuches am 06.03.1972 war im Bereich der DB jedes Triebfahrzeug für Nebenbahnen mit Glocke ausgerüstet, um bei Erreichen der Läutetafel - Signal LP 2 zu läuten. Um den Triebwagen mit vorbildgerechten Sound auszurüsten bedurfte es einiger Versuche! Nach langwieriger Internetrecherche wurden die passenden Sounddateien gefunden, optimiert, ins wav-Format konvertiert und in den ESU-Decoder eingespielt. Nach mehreren Versuchen und Änderungen habe ich jetzt ein zufriedenstellendes Ergebnis! Anfragen hierzu richten Sie bitte an den Webmaster! Als Lautsprecher kommt ein Visaton FRS 5 (Art. No. 2231) an der im Triebwagen vorgesehenen Stelle zum Einbau. Sollten die Fahreigenschaften, vor allem bei Langsamfahrt nicht optimal sein, beachten Sie bitte die Hinweise im ESU Support. Um weitere Sounds aufzuspielen, wurde der ursprünglich eingebaute 8-MBit-Decoder Anfang 2010 gegen einen 16-MBit-Decoder getauscht.
Um dem Triebwagen ein realistischeres Aussehen zu verschaffen, sind nur einige wenige, aber dennoch effektive Lackierarbeiten durchzuführen. Dabei muss am sehr guten Außenfinish des VT 98 nicht viel verändert werden. Lediglich die "Scheinwerfer" sind auszubauen und die Ringe sind auch an den Seiten silbern einzufärben, sowie die Bremsschläuche mit etwas schwarzer Farbe zu tarnen. Der Ausbau der "Scheinwerfer" geht mit einem Schaschlikspieß aus Holz einfach und für die Plastikteile gefahrlos vonstatten (von Innen durchstoßen). Die Inneneinrichtung (Bild 5) kann mit Farben von Revell oder Humbrol nachgearbeitet werden: Mit Sperrholz waren im VT 98 alle Seitenteile verkleidet: Toilette, Führerstand und die Teile unter den Fenstern. Die Inneneinrichtung trifft das Blau der Sitze gut, trotzdem habe ich die Sitze nochmals mit Hellblau (matt) lackiert. Um der Inneneinrichtung mehr Tiefe zu geben ist der "Fußboden" mit mattschwarzer Farbe gestrichen worden. Die Türen wurden mit dem DB-typischen Warnanstrich versehen (Bild 6). Als Innenbeleuchtung habe ich weiße 3 mm LED, wie beim Vorbild je Sitzgruppe eine "Glühbirne", vorgesehen. Sie sind mit feinen Drähten an der Deckenkonstruktion aufgehängt. Um ein realistisches Licht abzugeben, sind die LED leicht gedimmt (Bild 7). Auch das Toilettenfenster ist beleuchtet. Hierfür wurde ein Ausschnitt in die Seitenwand der Toilette gesägt und ein Lichtkasten aus Aluminium eingebaut. Der Lichtkasten verhindert das Durchscheinen der Zuleitungen der Innenbeleuchtung nach außen und verstärkt die Lichtwirkung, da die Scheibe bauseits "dick" mit weißer Farbe hinterlegt ist.
Die Testfahrten zum Einstellen des Decoders sind abgeschlossen, der VT stellt sich dem Fotografen. Lightbox: Bitte Bild anklicken! |
Letzte Überarbeitung 05.02.2012
Text und © Volker Seidel - MEC 01 Münchberg e.V.
Bilder: Francesca Hilgner (1) und Volker Seidel
Dieser Umbaubericht ist auch in der GartenBahn 1/2009 erschienen!
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